"ON MY WAY FROM LA"
2023-01-16January 16th 2023
Nun ist es amtlich: die LA Kings werden sich in der Off-Season nach einem neuen GM umsehen müssen. Der bisherige Amtsinhaber verlässt die Franchise nach achteinhalb Jahren Richtung Washington State. Die L.A.Times erwischte ihn zwischen zwei Terminen zu einem Kurz-Interview.
Mr. Frank, warum wollten Sie ein Expansion Team?
„Ach, sehen Sie, auch wenn es abgedroschen klingt: ich bin ja nun mal schon sehr lange in der Materie und sowas wie ein Hockey-Romantiker. So habe ich mich in der SLNF bereits für „Franchise No. 31“ beworben, bevor deren Standort in Vegas überhaupt feststand. Insgeheim hatte ich auf die sich ebenfalls im Gespräch befindenden Hartford oder insbesondere Quebec Cite gehofft. Die Nordiques waren früher gleich hinter den Isles mein Lieblingsteam, weil ich als Kind die Stastnys verehrt habe. 1995, im Jahr des Umzugs nach Colorado, war ich sogar in der Stadt. In so ziemlich jedem Fenster hing eine Fahne oder ein Tuch mit Aufschriften wie „ it bleeds blue“ oder ähnlichem. Da bekam ich erst einmal ein Gefühl dafür, was man den Leuten dort eigentlich vor der Nase wegnimmt! Als „ Franchise No. 32“ angekündigt wurde, wurde es zwar wieder nicht Quebec, aber bei Seattle war ich gleich Feuer und Flamme , auch wenn mir der Abschied aus Los Angeles wirklich schwerfällt. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..“
Warum Feuer und Flamme für Seattle? Es wird Jahre dauern, bis das Team konkurrenzfähig sein wird und das Wetter ist deutlich schlechter als bei uns in L.A.
„ Nun ja, nicht erst seit Gene Kelly oder Albert Hammond wissen wir, daß es in L.A. nicht nur regnet, sondern in der Regel „ us Kanne rähnt“, wie man in meiner rheinischen Heimat sagt. Ich hatte schon immer einen soft-spot für Seattle und den pazifischen Nordwesten. Vielleicht liegt es an den „Supersonics“ und dem Leverkusener Detlef Schrempf, der die gleiche Schule wie ich besuchte und zwei Jahrgangsstufen über mir war. Oder an vielen tollen Filmen, die ich gesehen habe und die in der Region spielten, wie z.B. „ Schnee, der auf Zedern fällt“ oder „Enthüllung“. Meine Frau ist großer „Grey´s Anatomy“-Fan und freut sich auch schon auf die Stadt. Strandtage hatten wir in den letzten achteinhalb Jahren reichlich, wir freuen uns nun auf (hoffentlich romantische) Regenspaziergänge .
Sie sagten, es fällt Ihnen nun schwer, Südkalifornien zu verlassen?
„Das stimmt. Ich gestehe, daß mir die Franchise der Kings bei meinem Einstieg 2014 eher fremd war, die Stadt selbst empfand ich zuvor als die Nichtssagendste aller amerikanischen Großstädte: Tolle Strände, aber eben auch falscher Hollywood-Glamour, Smog und Gangs waren meine Vorurteile. Mittlerweile ist das Bild vollkommen revidiert. Ich habe mich in den vergangenen Jahren viel mit der Franchise, aber eben auch mit der Stadt beschäftigt und könnte mir vorstellen, auch abseits von Fantasy-Hockey da mal als Tourist aufzuschlagen. Die Kings sind derzeit aber auch ein spannendes Projekt für einen neuen GM: ein paar Top-Spieler, dazu viel Futures und Picks. Mein Nachfolger kann sich sowohl für den weiteren Re-build entscheiden, die Franchise aber durch ein paar kluge Signings oder Trade wieder unmittelbar zu einem Contender machen. Übrigens: auch Marcel Dionne war ein Held meiner Kindheit ;-) “
Ausblick: wie wird die Taktik der Kraken im Expansion Draft sein? Zunächst eher defensiv wie beim NHL- Vorbild oder eher aggressiv wie beim Vorgänger Golden Knights?
„ Ich behaupte ja weiterhin, daß es im Fantasy-Hockey möglich sein müßte, mit einer im Expansion Draft zusammengestellten „Ü35 – Allstar-Auswahl “ direkt den Titel zu holen. Nachhaltigkeit ist allerdings anders. Es sollte das Anliegen einer jeden Expansion – Franchise sein, so viele Assets wie möglich in Form von Picks oder Prospects anzusammeln. Das heißt, daß wir auf viele Side-Deals hoffen. Wer also möchte, daß ein bestimmter Spieler nicht gezogen wird oder anders herum gerne einen Knebelvertrag loswerden will, kann das gerne zeitig mitteilen. Ich würde anschließend den Gegenwert aus meiner Sicht nennen“.