Sabres Draft Review 2013
2013-11-24Anfang dieser Woche stand für viele Teams und auch für Buffalos GM nach dem Cup-Gewinn der (zweite) Saisonhöhepunkt an, nämlich der 5. DNHL Entry Draft. Buffalo ging mit einer neuen Höchstanzahl an Picks in die Nachwuchsziehung. Ganze 11 Selektionsrechte konnte GM Jakob dazu benutzen, den Pool an Prospects aufzufüllen, wenngleich man durch den diesjährigen Erfolg zum ersten Mal am Ende von Runde 1 an der Reihe war.
Insgesamt zeigte man sich im Lager der Sabres hochzufrieden mit dem Verlauf, da man fast alle Wunschspieler bekam und nicht wirklich improvisieren musste. „Wir haben dieses Jahr das Augenmerk auf Spieler des 1995er Jahrgangs gelegt bzw. hatten auch bewusst Spieler auf der Liste, die die College-Route gehen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass wir eventuell noch 3, 4 oder 5 Jahre warten müssen, bis wir die Früchte dieses Drafts ernten können“ so der GM nach dem Draft. „Aufgrund der Position am Rundenende haben wir dieses Jahr (wieder mal) kein Top-End Talent bekommen. Das ist, wenn man sich die Güte dieses Jahrgangs anschaut, zwar schade, allerdings hatten wir dieses Jahr eben auch viel Quantität und hoffen, dass wir bald auch wissen, ob die Qualität auch stimmt. Vielleicht haben wir kommendes Jahr mehr Glück, was einen der vorderen Ränge betrifft.“
#29 C Nic Petan, Portland Winterhawks (WHL)
An Position 29 zog Buffalo mit Nic Petan einen der beiden WHL-Topscorer 2012/13 und Teamkollegen von Defender-Prospect Derrick Pouliot. 120 Punkte aus 71 Spielen, erstes All-Star Team, 2013/14 liegt die aktuelle Pace bei zwei Punkten pro Spiel: Petan besitzt mit Sicherheit eines der höchsten Offensivpotenziale des ganzen Jahrgangs, seine geringe Körpergröße bzw. –masse stellen aber in Frage, ob dieses Potenzial auch auf dem höchsten Level erreicht werden kann.
Petan ist sehr gut mit dem Puck am Schläger und auch ein guter Skater, seine Spielintelligenz und seine Übersicht sind exzellent, dazu auch noch ein harter Arbeiter und hat hervorragende Abschlussqualitäten. Wie bei allen „kleinen“ Spielern wird man sehen müssen, wie er mit dem Spiel auf dem höheren Level klarkommen wird. Der GM: „Wir waren am Ende der ersten Runde in der optimalen Position, etwas zu versuchen bzw. boom or bust zu gehen, da wir kurz darauf noch einen Pick hielten.“ Im Sabres-Lager ist man ist sicher, dass Petan nur ein NHLer wird, wenn er es in eine der beiden vorderen Reihen schafft, da sich sein Skillset ausschließlich für die Top 6-Positionen eignet. Ansonsten wird es eine Karriere in den Minors oder Europa werden.
#36 C/LW J.T. Compher, US National Team Development Program
Einen etwas “sicheren” Spieler angelten sich die Sabres mit dem 2nd Rounder von Anaheim, nämlich Joseph Taylor „J.T.“ Compher an Position 36. Compher spielte die letzten beiden Jahre für das U18-Förderprogramm der USA, gewann 2012 Gold bei der U17-WM, 2013 verhalf er Team USA in der dritten Reihe mit fünf Punkten in sechs Spielen zu Silber bei der U18-WM und war 2012/13 zweitbester Scorer des USNTDP.
Seit dieser Saison spielt Compher unter Coaching-Legende Red Berenson für die Wolverines der Michigan University in der neuen Big Ten Liga. Auch J.T. ist körperlich nicht der Größte und im Gegensatz zu Petan nicht mit dessen Talent gesegnet. Compher scort auch nicht die meisten Punkte, spielt aber mit hoher Intensität und trumpft regelmäßig in Schlüsselsituationen auf. Er arbeitet immer sehr hart und ist ein Spieler, den man in den Special Teams bringen kann und der irgendwann in seiner NHL-Karriere wohl einen Buchstaben auf seinem Trikot haben wird.
Man kann ihn mit den NHLern Wayne Simmonds oder T.J. Oshie vergleichen. Bisweilen spielt er seinem U18-Coach Don Granato zufolge auch etwas dreckig: „Wenn man ihm den Puck wegnimmt, dann sollte man am besten so hart skaten wie nie zuvor, weil er einen dann ins Visier nimmt und den Puck sofort wieder zurückholen will. Wenn er das nicht schafft, verpasst er dir eine mit dem Schläger oder haut dich in die Bande.“ Bei den Sabres freut man sich auf solch einen Spieler!
#56 G Juuse Saros, HPK (Finnland)
Mit diesem Pick wollte man einen Torwart ziehen, entweder Eric Comrie oder Juuse Saros. Die Wahl fiel auf den Finnen, da man sich in Buffalo von seinen Leistungen im ersten Jahr bei den Profis mehr als angetan zeigte. Saros spielt bei HPK in der SM-Liiga, zuvor wurde er MVP, Torwart des Jahres und mit dem Juniorenteam des Clubs auch Meister. Mit der U18 Finnlands gab es WM-Bronze. Aktuell einer der besten Schlussmänner im Finnlands Eliteklasse, dazu wird wohl der Starterposten der Suomis bei der U20-WM zum Jahreswechsel kommen. Saros gilt als bester europäischer Goalies des Draft-Jahrgangs, der allerdings körperlich eher klein gewachsen ist – was entgegen des aktuellen Trends in der NHL geht. Allerdings machen seine Reflexe, seine Schnelligkeit (vor allem in den Beinen) und seine Athletik mangelnde Größe wett, zudem kann man mit 18 Jahren immer noch ein Stück wachsen.
„Wir waren richtig heiß auf Juuse, und haben gut daran getan, ihn schon so früh zu ziehen. Die Konkurrenz hätte kurz darauf zugeschlagen, da bin ich mir sicher“ so GM Jakob.
#59 D Steve Santini, USNTDP
Bester Verteidiger der U18 WM – trotz 0 Scorerpunkten. Um das zu schaffen muss man defensiv gut sein – und das ist Santini. Als ein physischer Shutdown-Verteidiger wird sein Karrierepotenzial bezeichnet, allerdings erst in ein paar Jahren, da sich Santini für die College-Route am Boston College entschieden hat. Zuvor war auch er für das USNTDP aktiv und kann mit Brooks Orpik verglichen werden (inbegriffen dessen raubeinige Spielweise und hoffentlich nicht mit ganz so ausgeprägtem Hang zur Gemeingefährlichkeit).
“An dieser Position hatten wir eigentlich einen anderen Spieler im Visier, haben dann umdisponiert und diesen sechs Positionen später genommen. Wir waren überrascht, aber auch sehr erfreut, dass Steve so spät in der zweiten Runde noch verfügbar war. Wir hoffen, dass sich sein Offensivspiel bei den Eagles noch entwickeln wird“. Schlimmstenfalls sollte aus Santini ein verlässlicher Abräumer werden, der wertvoll im Unterzahlspiel ist.
#66 C/RW Jimmy Lodge, Saginaw Spirit (OHL)
“Ihn wollten wir unbedingt haben” gab GM Jakob zu Protokoll. Warum – das belegen nicht nur Statistiken. Lodge war in der zweiten Hälfte der OHL-Saison auf 100-Punkte Kurs und profitierte als Ersatz für Vincent Trocheck von dessen Abgang in der Topreihe der Spirits. Experten zufolge hat Lodge das Potenzial, ein Mann für die Top 6 zu werden. Dazu muss er noch viel kräftiger werden, sein Defensivspiel verbessern und auch mal in die „dreckigen“ Gegenden auf dem Eis gehen. Also nichts, was unmöglich wäre bzw. für einen jungen Spieler ungewöhnlich ist. Ansonsten bringt er ein hervorragendes Passspiel, ordentliche Körpergröße und hohes Spielverständnis mit.
„Gründe genug, einen solchen Mann in der dritten Runde zu ziehen. Wir haben zwischen Pick 60 und 66 richtig gezittert und hätten uns einen Spieler aus dem Ärmel schütteln müssen, wenn Jimmy schon weg gewesen wäre.“
#89 D Jan Kostalek, Rimouski Océanic (QMJHL)
Der erste tschechische Draftpick in der DNHL-Historie der Sabres ist ein intelligenter Verteidiger, der vieles kann, einfach und fast fehlerfrei spielt. Er bringt fast alles mit, was man braucht, hat aber keine wirklich hervorstechende Eigenschaft. Zu Anfang der Saison noch als potenzieller Pick für die ersten beiden Runden gehandelt, verpasste er durch ein gebrochenes Schlüsselbein fast ein Drittel der Saison – dies verhinderte wahrscheinlich eine höhere Draftposition. Kostaleks Schuss und sein Offensivspiel im Allgemeinen ist eher unter dem Durchschnitt anzusiedeln, dieses Jahr ist seine Punktausbeute aber deutlich nach oben gegangen. Aktuell wurde die Vorjahresmarke von 18 Scorerpunkten bereits nach 23 Spielen eingestellt und ist sogar um einiges besser als die des Teamkollegen und Erstrundenpicks Samuel Morin.
„Wir erwarten, dass Jan mindestens ein Mann für das dritte Verteidigerpaar werden wird. Wir sind uns sicher, dass ihn die viele Eiszeit für Rimouski und seine Einsätze für die tschechischen Nationalmannschaften nach vorne bringen werden. Bei optimalem Entwicklungsverlauf ist auch noch Luft nach oben, was das Karrierepotenzial betrifft.“
#94 C Andrew Copp, University of Michigan (CCHA)
Ein etwas “älterer” Spieler (1994er Jahrgang) wurde anfangs der vierten Runde gezogen. Andrew Copp war letztes Jahr schon alt genug, um gedraftet zu werden. Warum dies nicht passierte liegt auch an der Herkunft des Centers: Gebürtig stammt er aus der Nähe von Ann Arbor in Michigan, wo das USNTDP zuhause ist. Er spielte 2011/12 ebenfalls für das ansäßige U18 Team, allerdings nur als Ergänzungsspieler des Programms, der zwischen Tribüne und vierter Reihe pendelte. Zusätzlich zu den wenigen Einsatzzeiten war er noch erfolgreich als Quarterback an der High School aktiv und entschied erst zur Saison 2012/13, sich nur auf Eishockey zu konzentrieren. Wiederum fiel die Wahl auf ein Team, das nahe der Heimat liegt: Die University of Michigan bot ein Stipendium an, Copp arbeitete sich von der vierten in die erste Reihe vor und schloss die Saison mit 21 Punkten aus 38 Spielen ab.
„Copp ist ein guter Skater und defensivstark, ein Arbeitertyp, der seine Tore meist aus dem Slot erzielt. Ebenfalls ist er ein Führungsspieler – dies zeigt sich auch darin, dass er als Sophomore bereits ein „A“ auf dem Jersey trägt. Bei einem Spieler mit seinem Werdegang ist es schwierig, eine Karriere-Prognose abzugeben, potenziell denken wir aber, dass er eher ein Bottom 6 Spieler werden wird. Auf der anderen Seite steht er aktuell für die Wolverines bei einem Punkt pro Spiel und hat erst er an der Oberfläche seines Potenzial gekratzt.“
#100 C Vincent Dunn, Val d’Or Foreurs (QMJHL)
Einen der jüngsten Spieler, die im diesjährigen Draft verfügbar waren, ist Center Vincent Dunn. Wäre er zwei Tage jünger, dann wäre er erst 2014 verfügbar gewesen. Dunn ist ein spielt trotz seines jungen Alters aktuell seine dritte QMJHL-Saison. Trotz nur 180cm spielt er sehr aggressiv und ist auch hin und wieder für Fights zu haben. Allgemein ein guter Skater, defensivstark und offensiv ebenfalls brauchbar. Aktuell für Gatineau aktiv, ein Team, aus dem man bereits 2011 Jean-Gabriel Pageau einen sehr guten Viertrundenpick rekrutierte.
„Dunn ist ein Charakterspieler, der bei jedem Wechsel alles in die Waagschale wirft – dabei allerdings über die Stränge schlägt und undisziplinierte Strafzeiten nimmt. Das muss er noch abstellen, ansonsten sehe ich in Vincent eine Light-Version von Brad Marchand.“
#105 C Blaine Byron, Smith Falls Bears (CCHL)
Etwas „off the board“ ging man an Position 105 mit Center Blaine Byron. Der Kanadier war von einigen Scouting Services nicht einmal gelistet, was daran liegen kann, dass er in der Central Canadian Hockey League ein Level unterhalb der OHL aktiv war und diese Liga wohl nicht so intensiv gescoutet wird. Für Red Line Report war der hervorragende Skater aber die Nummer 84 im Ranking. Byron ist technisch gut, ein spielmachender Wirbelwind, der bei den Black Bears an der Uni of Maine genug Zeit bekommt, sich zu entwickeln.
„Hier lautet die Devise: Spieler ziehen und erst nach vier Jahren schauen wir mal, wie es aussieht. Blaine war aufgrund seines College-Commitments unterklassig aktiv, ich denke aber, dass er mehr Talent hat als manch gedrafteter Spieler aus der OHL.“
#123 G Patrik Bartosak, Red Deer Rebels (WHL)
Bartosak wurde 2012/13 als bester Goalie der CHL ausgezeichnet. Für Red Deer mit 33 Siegen, 2,26 Gegentoren pro Spiel und einer fantastischen Fangquote von 93,5%. Als früher 1993er hätte er schon 2011 und 2012 gezogen werden können. 2011 noch in Tschechien aktiv, 2012 minderte eine Schulterverletzung wohl das Interesse. Eigentlich ist Bartosak schon alt genug für die Senioren, spielt aber 2013/14 sein Overage-Jahr für die Rebels. Der Tscheche hat gute Reflexe und kommt zum Teil weit aus seinem Kasten heraus. Muss seine Rebounds minimieren und sollte mindestens eine gute AHL-Karriere hinlegen.
#148 C Quentin Shore, University of Denver (NCAA)
Auch Shore, der jüngere Bruder von Drew und Nick war letztes Jahr schon draft-eligible. Wie seine Brüder „zuhause“ an der Uni Denver aktiv. Körperlich gute Maße, aber nur durchschnittliche Schlittschuhfähigkeiten. Trotz gutem Passspiel kein Spielmacher, eher ein Allrounder und Zwei-Wege Spieler. Aktuell im zweiten Jahr für die Pioneers im Schnitt mit einem Punkt pro Spiel. Wie bei allen späten Pick wird man sehen müssen, ob und wann die Profi-Karriere beginnt und hat entsprechend keine übermäßig hohen Erwartungen.